Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern und der Druckerpresse.

Können wir uns unsere Welt ohne Gedrucktes vorstellen: ohne Zeitungen, Bücher, Drucksachen, Kalender, Eintrittskarten, Plakate, Tickets, Dokumente usw.? Wohl kaum. Das alles verdanken wir Johannes Gutenberg, dem Erfinder des modernen Buchdrucks.

 

Buchdruck vor Gutenberg

Gedruckt wurde schon vor Gutenberg per Holzdruck. Hierbei wurde Papier auf den bearbeiteten und mit Farbe versehenen Holzstock gelegt und abgerieben – ein aufwendiges und langwieriges Verfahren. Grundgedanke der Erfindung Gutenbergs war die Zerlegung des Textes in alle Einzelelemente wie Klein- und Großbuchstaben, Satzzeichen, Ligaturen und Abkürzungen, wie sie aus der Tradition der mittelalterlichen Schreiber allgemein üblich waren. Diese Einzelelemente wurden als seitenverkehrte Lettern in beliebiger Anzahl gegossen, schließlich zu Wörtern, Zeilen und Seiten zusammengefügt.

Die Verwendung von beweglichen Lettern ab 1450 revolutionierte die herkömmlichen Methoden der Buchproduktion und löste in Europa eine Medienrevolution aus. Gutenbergs Buchdruck breitete sich schnell in Europa und später in der ganzen Welt aus und wird als ein Schlüsselelement der Renaissance betrachtet. Insbesondere sein Hauptwerk, die Gutenberg-Bibel, zwischen 1452 und 1454 entstanden, wird allgemein für ihre hohe ästhetische und technische Qualität gerühmt.

 

Das Leben von Gutenberg

Johannes Gutenberg wurde um 1400 als drittes Kind des Patriziers und Kaufmanns Friedrich Gensfleisch und dessen zweiter Frau Else Wirich wahrscheinlich in Mainz, im elterlichen Hof zum Gutenberg, geboren und starb dort am 3. Februar 1468.

Obgleich Gutenberg ein großer Erfinder war, ist über sein Leben wenig bekannt. Seine Heimatstadt Mainz am Rhein war damals eine blühende Handelsstadt. In Mainz lernte Gutenberg wahrscheinlich die Goldschmiedekunst und das Münzprägehandwerk. In beiden Berufen kommt es auf das sorgfältige Messen und Prüfen von Metallen an, auf Kenntnis ihrer Veränderungen unter Wärmeeinfluss und Verbindung mit anderen Metallen sowie auf das geschickte Verarbeiten sehr kleiner Gegenstände Voraussetzung für Gutenbergs späteres Herstellen von metallenen Druckbuchstaben.

1428 ging Gutenberg für zwanzig Jahre nach Straßburg. Hier entstanden wahrscheinlich seine ersten Druckerzeugnisse: ein Kalender, eine lateinische Grammatik. Nie hat er seine Drucke, wie fast alle Drucker später, mit seinem Namen gekennzeichnet.

Um 1448 kehrte Gutenberg wieder nach Mainz zurück. Er schloss einen Kreditvertrag in Höhe von 150 Gulden mit seinem Vetter Arnold Gelthus ab. Wahrscheinlich investierte Gutenberg das Darlehen für den Aufbau einer Druckwerkstatt im Humbrechthof. Weitere Geldgeber, wie der Mainzer Kaufmann Johannes Fust, gaben ihm um 1449 einen zinslosen Kredit von 800 Gulden und erhielten dafür als Pfand die vom Geld angeschafften Gerätschaften.

Um 1450 waren Gutenbergs Experimente so weit fortgeschritten, dass er mit dem Satz und Druck von Einblattdrucken und Büchern begann. Die frühen Drucke, die Gutenberg zugeordnet werden, lassen sich in zwei Gruppen aufteilen. Zum einen Kleindrucke, wie Wörterbücher, Kurzgrammatiken, Ablassbriefe und Kalender, die mit der Donat-Kalender-Type gesetzt wurden, und zum anderen die lateinische Gutenberg-Bibel. Von den etwa 300 Exemplaren sind heute noch 40 erhalten. Diese sind in Museen über die ganze Welt verstreut.

 

Die Drucktechnik von Gutenberg

Zum Drucken einer Seite nahm der Setzer die einzelnen Druckbuchstaben aus dem Setzkasten und reihte sie zu Wörtern auf einer Schiene auf. So entstand Zeile um Zeile, bis die Seite voll war. Dann wurde die Seite, der „Druckkasten“, auf den Drucktisch gelegt, die Buchstaben wurden mithilfe eines Ballens mit Farbe geschwärzt und vorsichtig ein Papierbogen darüber gelegt. Dann presste man den Pressbock der Presse auf das Papier, das dadurch mit den Buchstaben des Druckkastens bedruckt wurde. Vorsichtig wurde der Papierbogen dann von den Buchstaben abgehoben (da das Papier leicht verschmierte) und zum Trocknen aufgehängt.

 

Entwicklung der Druckfarbe

Die bis dahin übliche dünnflüssige Druckfarbe war zwar für den Holztafeldruck geeignet, für die Bleilettern jedoch entwickelte Gutenberg eine Emulsion aus Leinölfirnis und Ruß, die hinreichend zähflüssig war und schneller trocknete (Viskosität), was den Druck auf Vorder- und Rückseite eines Bogens ermöglichte. Für die Herstellung des Leinölfirnis, die viel Zeit und große Aufmerksamkeit erforderte, wurde als Indikator ein Stück Ölbrot benutzt. Weitere mögliche beteiligte Stoffe an der Druckfarbe des frühen Buchdrucks waren Terpentin, Harzpech, schwarzes Pech, Schwefelkies, Zinnober, Harz, Galläpfel, Vitriol und Schellack. Bei den ersten Drucken wurde die Presse nur zum Druck der schwarzen Textelemente benutzt. Die Auszeichnungen (Rotzeichnungen) wurden nachträglich per Hand eingefügt.

 

Konstruktion der Druckpresse

Gutenbergs Konstruktion einer Druckerpresse war wahrscheinlich eine Weiterentwicklung und Umgestaltung einer Spindelpresse. Diese wurde schon länger bei der Papier- und Weinherstellung eingesetzt. Das Drehen der Spindel mit Hilfe des Pressbengels bewirkte die Abwärtsbewegung einer senkrechten Metallplatte (Tiegel), die den entstehenden Druck gleichmäßig auf die Unterlage mit dem Druckstock verteilte. Die Unterlage befand sich auf einem bewegbaren Karren, der einen einfachen Zugang ermöglichte. Am Karren befestigt war ebenfalls der mehrteilig, aufklappbare Deckel, in den das bedruckbare Material eingelegt wurde.

 

Gutenberg-Bibel

Gutenberg druckte nach dem oben beschriebenen Verfahren die 42-zeilige sogenannte Gutenberg-Bibel (abgekürzt B42). Die Gutenberg-Bibel gilt noch heute als eines der schönsten Erzeugnisse der Druckkunst, was oft auch daran festgemacht wird, dass sie nach über 500 Jahren noch aussieht wie zur Zeit ihrer Entstehung – dies ist der Qualität des verwendeten Papiers bzw. Pergaments zu verdanken sowie Gutenbergs außerordentlicher Sorgfalt beim Satz. Tatsächlich ist für die Schönheit dieser Bibel die besondere Komposition der Druckbuchstaben (Lettern) verantwortlich, die einer Textura und Schwabacher entsprechen.

 

Gutenbergs Drucktechnik war so vollkommen, dass 500 Jahre lang im Prinzip danach gearbeitet wurde. Auch die heutige moderne Drucktechnik wäre ohne Gutenbergs Vorarbeit kaum möglich gewesen.

 

Bedeutung von Gutenberg

Die Erfindungen Gutenbergs leiteten eine dritte Medienrevolution (nach Ausbildung der Sprache und Erfindung komplexer Schriftsysteme) ein. Durch das Verfahren mit beweglichen Lettern konnte schneller, billiger und in größeren Mengen gedruckt werden als zuvor. Druckerzeugnisse gehörten bald zum Alltag und lösten die Handschriften ab.

Die Entwicklung des modernen Buchdrucks hat das Leben der Menschen stark verändert und bereichert. Dadurch erfolgte ein schneller allgemeiner Austausch von Gedanken und Ideen, eine „Globalisierung des Denkens“ wie heute durch das Internet. Ohne den Buchdruck wären z. B. Luthers Schriften nicht so schnell in ganz Europa verbreitet worden und es hätte vermutlich keine Reformation gegeben.